Einer der es wissen muss ist unser Sigi Mauhart.
Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge hätten Menschen, die regelmäßig Tennis spielen, die besten Aussichten auf ein langes und gesundes Leben. Für uns Grund genug, um Siegfried „Sigi“ Mauhart nach seiner Meinung zu fragen – er feierte kürzlich seinen 90. Geburtstag und ist unser ältestes noch aktive Mitglied.
Eines gleich vorweg: Ja, Sigi kennt die Studie: „Selbstverständlich und ich kann mir das schon vorstellen, weil beim Tennis musst du laufen, die Schnellkraft spielt eine Rolle und der Kopf ganz besonders – da hast du eigentlich alles dabei, was man für ein langes Leben brauchen kann. Ob das allein ausschlaggebend ist, wage ich aber zu bezweifeln.“
Als eher Spätberufener kam der damals in Linz lebende Mauhart erst mit 20 Jahren zum Tennis und wusste nach den ersten paar Schlägen sofort: „Das ist was für mich“. Von da an war der Schläger als verlängerter Arm aus Sigis Leben nicht mehr wegzudenken und eine Leidenschaft geboren, die noch viele, viele Jahre anhalten sollte. Da es vor 70 (!) Jahren kaum Plätze gab, auf denen man als junger Tennisbegeisterter spielen konnte, bahnte er sich seinen Weg über die Tennisplätze der Feuerwehr, des Turnvereins (ÖTB Linz) und der Schiffswerft. Seine Leidenschaft fand er später in der Teilnahme bei Turnieren. Was er gar nicht mochte: Trainerstunden.
„Für mich war es immer wichtig gegen Leute zu spielen, die ich nicht kenne, weil man sich nur so verbessern kann und der Wettkampf ganz allgemein. Eine Trainerstunde war damals viel teurer als die Teilnahme bei einem Turnier, dabei waren die Turniere das viel bessere Training.“ Bei einem seiner ersten Antritte traf Sigi auf einen gewissen Petr Korda – „Der hätte mich weggeschossen, aber es war die erste Runde und ich habe gemerkt, der will sich auf das Turnier einspielen. Deshalb hat er den Schongang eingelegt, damit ein bisschen ein Spiel zusammenkommt. Für mich war das die beste Trainingseinheit überhaupt.“
Für Sigi ging es von da an hinaus in die Welt. Er spielte fast überall, wo Turniere stattfanden, unter anderem bei vielen Senioren-Welt- und Europameisterschaften. Ein weiteres Highlight: Sigi hat einst einen gewissen Thomas Muster vom Platz gefegt, da war die spätere Nummer eins der Tenniswelt allerdings erst 12 Jahre alt. Aber: Wenn man sich anschaut, auf welchem Niveau 12-Jährige heute spielen können, ist das eine doch recht beachtliche Leistung, die dem Sigi erst einer nachmachen muss.
Mit 45 war er drittbester Spieler in Österreich und für seine präzisen Stopps bekannt. 45 Jahre später, also heute, steht er noch immer regelmäßig auf einem der Plätze des ETV Enns, wo er seit seinem Umzug nach Enns vor ca. 50 Jahren Mitglied ist. Aber was ist nun das Besondere am Tennis? „Für mich ist das Besondere, dass bis zum letzten Punkt in einem Match alles passieren kann. Deshalb braucht man vor allem Geduld und die benötigt einen wachen und konzentrierten Kopf. Das ist nicht immer leicht, aber das macht am Ende oft den Unterschied aus“, erzählt der gelernte Buchbinder.
Und was rät er jungen Spielern? „Das Wichtigste: Keine Doppelfehler machen. Es gibt im Tennis nichts Schlimmeres als Doppelfehler. Einerseits baust du damit den Gegner auf, andererseits denkst du dir dann bei jedem weiteren Aufschlag: ‚nur keinen Doppelfehler machen‘ und dann machst du ihn erst recht, weil du daran denkst, dass du keinen machen sollst. Das verunsichert zusätzlich. Naja, und das zweite ist: viel Spielen, auch außerhalb von den Trainerstunden und am besten gegen so viele verschiedene Spieler wie möglich.“
Ob nun der Tennissport alleine für das hohe Alter verantwortlich ist bleibt der Studie überlassen – für Sigi ist es die Bewegung generell. „Ich lebe im dritten Stock ohne Lift, da geht man automatisch viel und auch ansonsten schaue ich, dass ich so viel wie möglich zu Fuß gehe. Zum Tennisplatz fahre ich mit dem Fahrrad. Man muss in Bewegung bleiben. Ich denke, das ist das Wichtigste.“